In den letzen 10 Jahren hat sich die Menge der Abstimmungsvorlagen und vor allem der Volksinitiativen gefühlt verdreifacht. 4x im Jahr flattert das dicke Couvert mit dem Daumenabdruck rein und jedes mal darf man zu einer Vielzahl von Vorlagen seine Meinung ins Kästchen schreiben. Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, ich schätze diese Möglichkeit sehr hoch und mir ist bewusst, dass es ein hohes Privileg ist, seine Meinung auf diese Weise gehört zu wissen. Nicht zuletzt aus diesem Grund habe ich mich darum bemüht, den Schweizer Pass und damit dieses Privileg mit den dazugehörigen Pflichten zu erhalten.
Was mir allerdings gegen den Strich geht sind Versuche, meine Entscheidung eine Woche vor der Abstimmung mit der Tränendrüse zu beeinflussen. So versucht mit einer Nachricht mit folgendem O-Ton
Ich will die Initiative XY unbedingt durchbringen. Setze deshalb auf Deinem Stimmzettel ein Ja/Nein für die Initiative XY damit wir den rechten Kapitalisten / Linken Gutmenschen / Baumliebhabern / Umweltverschmutzern / YouNameIt eins reinwürgen können.
Hier noch ein Video damit Du siehst wie schlimm die sind.
Ähnliche Anfragen kennen wir alle von Postwurfsendungen, Plakaten oder Flyern und zumindest ich entsorge es entweder als Altpapier oder als Anzünder für Lagerfeuer. Etwas so geartetes als persönliche Nachricht ist doch neu und lässt ein paar Gedanken durch meinen Kopf schiessen.
Was passiert wenn ich der Aufforderung nicht entspreche? Wird mir die Freundschaft gekündigt? Bin ich deswegen ein Unmensch? Ich finde es ist ein Unterschied ob solch platte Aufforderungen per unpersönlichem Flyer zu mir kommen oder als persönliche Nachricht von einem Freund. Dies und der Umstand dass der Text mit Ausnahme meines Namens in der Anrede grad so gut von einem ebensolchen Flyer stammen könnte, finde ich mehr als frech.
Klar, bei Volksinitiativen geht es schlussendlich um jede Stimme, aber ist ein solches Vorgehen der Sache zuträglich? In meinem Fall sicher nicht. Wenn schon eine persönliche Nachricht verschickt wird, dann bitte eine, die das Attribut „persönlich“ auch verdient. Im konkreten Beispiel habe ich bisher nie irgendwas verlauten lassen, wie ich zur Vorlage stehe, da ist eine hetzerische unverblümte Aufforderung à la „wir zeigen’s denen!“ im besten Fall etwas zu viel des guten, im schlechtesten absolut daneben. In jedem Fall zeigt sich, dass der Absender sich nicht im geringsten damit auseinander gesetzt hat, ob und falls ja wie ich zu der Sache stehe. Wieso nicht etwas in dieser Art?
Hoi Bendy,
Wie Du vielleicht weisst, stimmen wir bald über die Initiative XY ab. Mir persönlich liegt das Thema sehr am Herzen und werde die Vorlage deshalb ablehnen/zustimmen. Unter diesen Links findest du weitere Informationen, weshalb die Vorlage eine gute/schlechte Sache ist.
Es würde mich freuen, wenn Du diese Vorlage mit deinem Ja/Nein ebenfalls unterstützen/verhindern helfen würdest.
Klingt doch schon ganz anders, oder?
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Also ich mag solche Schreiben ganz gerne in Papierform. Einfach damit ich spätestens nach dem Querlesen dieses genüsslich der Altpapiersammlung zuführen kann. Je teurer/aufwendiger das Schreiben daherkommt desto wohltuender 🙂
Ich will mir meine Informationen selber holen können, dort nachlesen wo ich meine Meinung bilden möchte. Bei einem persönlichen Anschreiben ist das nicht gegeben und oft wird man nur einseitig beflyert und liest dann die Gegenmeinung vlt. gar nicht…
Egal von woher mir die Informationen zugetragen werden, ich erwarte von keinem dass er mir ungefärbte Informationen liefert, schliesslich schwingt immer ein Interesse mit.