Man steht morgens auf, Macht den Krümel startklar und liefert sie strahlend in der Krippe ab. Man geht motiviert zur Arbeit, der Regen hat sogar aufgehört. Man geht mit den Kollegen zu Mittag essen, diskutiert über Nuggientwöhnung und Mediacenter PCs. Man plant seinen Nachmittag im Kopf als die Frau anruft und sagt:

„Dein Vater ist gestorben“

Häwas?

„Dein Vater ist gestorben !“

In dem Moment läuft einer der krassesten SciFi-Special-Effects ab den ich je erlebt habe. Die Wände des Raumes fliegen auseinander, es ist still, ich höre meinen Atem…

WAAAS?

“Der Nachbar Deines Vaters hat geschrieben Dein Vater sei gestorben. Du sollst ihn anrufen”

Klar mach ich…

“Hey mein Beileid, Dein Vater ist von uns gegangen…“

Oh… Äh… Danke… (Kinderstube schlägt durch, “Danke” sagen scheint sowas wie ein Notprogramm zu sein)

“Gib mir bitte Deine Nummer, die Polizei möchte sie“

Ja klar. 079….

„Wenn was ist, ruf mich bitte an”

Klar, danke…

Sekunde… in welchem Film bin ich gerade? Es rauschen tausende Gedanken durch meinen Kopf… Was ist passiert? Wie gehts jetzt weiter? Was macht man in so einer Situation? Was mach ich jetzt???

Der Kollege fragt was los ist. In diesem Moment kommen die Emotionen hoch. Schmerz, Trauer, Ungewissheit. Es ist schwierig die Fassung zu bewahren. Ich informiere kurz die Kollegen und mache mich auf den Weg nach Liestal.

Mona und ich sitzen im Tram, versuchen zu fassen was passiert ist. Wir vergiessen Tränen zusammen. Plötzlich werden es Lachtränen, als eine lustige Anekdote durchflitzt. Ja, auch Freude ist eine Emotion die immer wieder aufkommt. Das ist auch gut so, immer wieder gibt es unbeschwerte Momente, als wäre nichts gewesen.

Die Polizei meldet sich und erklärt mir die Situation. Die Begriffe “Rechtsmedizinischer Dienst” und “Haus versiegelt” fallen. Vor meinem inneren Auge laufen Gil Grissom und sein Team mit Taschenlampen durch das Haus. Die Umgebung blendet sich wieder aus und ich stehe mit meinem Handy am Ohr auf einer Meta-Ebene ausserhalb der Realität. Die Leute am HB huschen an mir vorbei, doch irgendwie bin ich nicht dort. Keine Ahnung wo ich bin.

Da ich nicht zu ihm kann bleibt mir nicht viel mehr als Familie und Freunde zu benachrichtigen. Zeitweise ist es fast wie ein normaler Tag bis plötzlich aus dem nichts eine heisse Watsche kommt und mich wieder aus den Geleisen hebt. Im nächsten Moment rasen wieder tausende Gedanken durch den Kopf. Und immer wieder die selbe Frage

Wie gehts jetzt weiter?

Es ist ein völlig unbekannter Zustand, in dem ich mich befinde. Ich weiss nur, dass ganz viele Emotionen auf mich warten. Trauer, Schmerz aber auch Freude (hoffentlich), sowie vermutlich ganz viel Arbeit und schwierige Entscheidungen.

Ruhe in Frieden, Paps.
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